Austausch zu Projekt Community Health Nursing in Lindenberg: CSU-Fraktionsvorsitzender Holetschek sichert politische Unterstützung für innovatives Versorgungsmodell zu
14.7.2025 | THD-Pressestelle
Vertreterinnen des wissenschaftlichen Projekts Community Health Nursing (CHN) aus Lindenberg und von der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) haben am 7. Juli den CSU-Fraktionsvorsitzenden im Bayerischen Landtag und ehemaligen Gesundheitsminister des Freistaats, Klaus Holetschek, sowie Lindenbergs ersten Bürgermeister Eric Ballerstedt zum fachlichen Austausch begrüßt. Die Politiker informierten sich in der ehemaligen Rotkreuzklinik in Lindenberg über den aktuellen Stand und die Perspektiven des vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention geförderten THD-Projekts, das seit Mai 2025 in Zusammenarbeit mit der Schwesternschaft München vom Bayerischen Roten Kreuz e.V. und einer ortsansässigen Arztpraxis durchgeführt wird. Ziel ist der Aufbau einer koordinierten, wohnortnahen und multiprofessionellen Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung in Lindenberg und Umgebung – insbesondere für die wachsende Zahl älterer Menschen.
Die operative Projektleiterin Elisa Johannsdottir, die wissenschaftliche Projektleiterin Dr. Christine Aumer (beide TH Deggendorf) sowie die Community Health Nurse Sylvia Grebbin präsentierten die bisherigen Entwicklungen und Erkenntnisse des Pilotprojekts. Zwei CHN sind für das Projekt beschäftigt, sie hatten bereits knapp 200 Patientenkontakte. 17 Teilnehmende konnten für die Studie der Deggendorfer Forschungsgruppe gewonnen werden. Die Ärzte schätzen die hohe fachliche Kompetenz der CHN, Patientinnen und Patienten fühlen sich umfassend und sehr gut betreut, die Verzahnung mit weiteren Akteuren zur Gesundheitsversorgung funktioniert bisweilen sehr gut. Außerdem strahlen die beiden Lindenberger CHN förmlich, wenn sie von ihrer Arbeit berichten. Der rechtliche Rahmen in Deutschland schreibt derzeit vor, dass CHN unter Delegation eines Arztes oder einer Ärztin arbeiten müssen. Das wirkt sich auch auf den Wirkungsradius des Pilotprojekts aus. Denn aus Haftungsgründen dürfen die CHN ausschließlich Patientinnen und Patienten der kooperierenden Hausarztpraxis behandeln. Diese organisatorische Einschränkung bekräftigt den Ansatz der Forschungsgruppe: Die Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten solle es CHN künftig ermöglichen, eigenständige Praxen zu eröffnen und eigenverantwortlich tätig zu sein.
Klaus Holetschek zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Projektbeteiligten und ihren innovativen Ansätzen der CHN-Praxis. Er betonte die Bedeutung neuer Modelle zur Primärversorgung im Kontext der aktuellen Herausforderungen im Gesundheitswesen, insbesondere des Hausärztemangels und der notwendigen Kompetenzübertragung im Pflegebereich. Holetschek hob hervor: „Community Health Nursing ist ein zukunftsweisender Ansatz, um die Versorgungssicherheit im ländlichen Raum zu stärken. Es braucht jetzt mutige Reformen, die innovative Modelle wie dieses in die Regelversorgung überführen und die Pflegekompetenz gezielt stärken.“
Neben der zukünftigen Finanzierung von CHN wurden auch die Unterschiede zu Advanced Practice Nursing (APN), Gemeindepflege und anderen Versorgungsformen diskutiert. Ebenso wurde die Abgrenzung zu bereits bestehenden Delegations- und Substitutionsmodellen der Versorgungsassistenz (VERAH) oder Nichtärztlichen Praxisassistenz (NäPa) thematisiert. APN sind für das klinische Umfeld ausgebildet und agieren mit hoher Eigenverantwortung. VERAH und NäPa unterstützen Hausärztinnen und -ärzte, tragen aber wenig Eigenverantwortung. In der Gemeindepflege Tätige übernehmen aufgrund der Haftungsfrage nur beratende Funktionen. Und CHN haben wie APN hohe Eigenverantwortung, sind aber spezialisiert auf außerklinische Tätigkeitsfelder. Die Vertreterinnen der Forschungsgruppe erläuterten praxisnah die Besonderheiten des CHN-Modells, das durch hohe fachliche Kompetenz, Ganzheitlichkeit und eine zentrale Ansprechperson für die Patientinnen und Patienten gekennzeichnet ist.
Klaus Holetschek betonte abschließend die Notwendigkeit, erfolgsversprechende Projekte wie das in Lindenberg in die politische Diskussion um die Pflegereform einzubringen, die Schnittstellen zu bestehenden Strukturen wie Pflegestützpunkten oder Gemeindeschwestern klar zu definieren sowie tragfähige Finanzierungsansätze zu finden. Er sicherte den Projektbeteiligten seine Unterstützung zu und nahm eine Zusammenstellung zur Abgrenzung der verschiedenen Versorgungsmodelle für die weitere politische Arbeit mit.
Bild (THD): Elisa Johannsdottir, Dr. Christine Aumer und Anna Pahl (v.l.) von der THD-Forschungsgruppe Community Health Nursing mit Klaus Holetschek, CSU-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag.